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Schweizer Fachzeitschrift
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Pannenfreie Druckproduktion mit PDFX-ready


Interview mit Stephan Jaeggi über die Output-Zertifizierung von PDFX-ready

Für pannenfreie Druckproduktion

Die Vereinigung PDFX-ready hat eine Ausgabetestform geschaffen, die zeigt, ob ein Dienstleister der grafischen Industrie einen sicheren PDF/X-Workflow gewährleisten kann. Nur wer die korrekte Ausgabe schafft, erhält ein Zertifikat.

MARTIN SPAARAls Gründungsmitglied ist der Publisher eine der treibenden Kräfte hinter PDFX-ready. Dieser «Club für pannenfreie Printproduktion» hat es sich zum Ziel gesetzt, der ISO-Norm PDF/X in der Schweiz zu einer raschen Verbreitung zu verhelfen. 15 Monate nach der Gründung kann PDFX-ready heute einen respektablen Leistungsausweis vorlegen:

Es wurden über ein Dutzend Kochrezepte zum Erstellen von sauberen PDF/X-Dateien aus den gängigsten Publishingprogrammen verfasst. Diese Schritt-für-Schritt-Anleitungen­ gibt es für Adobe InDesign, Quark­XPress, Photoshop, Illustrator, FreeHand und Acrobat. Die Rezepte sind unter www.pdfx-ready.chin der Rubrik «Downloads» frei verfügbar. Weiter hat die Technikarbeitsgruppe von PDFX-ready auf Schweizer Verhältnisse angepasste Prüfprofile für Acrobat 7 Professional erstellt. Diese decken die fünf wichtigsten Druckprozesse ab und sind ebenfalls auf der PDFX-ready-Website frei zugänglich. Mitglieder von PDFX-ready profitieren bei einem Jahresbeitrag von Fr. 250.– für Firmen von all diesen Errungenschaften der Vereinigung und können ohne zusätzliche Kosten nach bestandenem Test ein PDFX-ready-Zertifikat erlangen. Dieses gibt es je in unterschiedlicher Form für Datenerzeuger (Creator-Zertifikat) und Datenempfänger (Output-Zertifikat). Die Creator-Zertifizierung haben bereits 55 Firmen und Privatpersonen erfolgreich bestanden. Voraussetzung für das Erlangen des Output-Zertifikates ist die korrekte Ausgabe der PDFX-ready-Testform, die mit dem Erscheinen dieses Heftes verfügbar sein wird.

Ghent-Testform als Basis

Die Output-Testform von PDFX-ready basiert auf den Arbeiten der Ghent Working Group (GWG). Sie wird ebenfalls unter www.pdfx-ready.ch frei verfügbar sein. Die Form besteht aus zwei einzelnen A4-Seiten und enthält acht einzelne Testpatches, die je einen kritischen Aspekt der PDF/X-Ausgabe prüfen:

  • Font-Unterstützung; hier ist vor allem die Unterstützung von CID-Fonts ein Knackpunkt
  • Überdrucken von CMYK bei Schrift, Vektorgrafik, Bildern, Maskierung und Verlauf
  • Einfache Verläufe
  • Komplexe Verläufe
  • Font-Substitution
  • Überdrucken von Sonderfarben über CMYK
  • Unterstützung von Device-N-Sonderfarben
  • Schwarz und weiss überdrucken/aussparen

Wir hatten die Gelegenheit, uns mit Stephan Jaeggi, Leiter der Zertifizierungsgruppe von PDFX-ready, über die Output-Testform und die Bedeutung der entsprechenden Zertifizierung zu unterhalten.

Publisher: Worum geht es bei der Output-Testform von PDFX-ready?

Stephan Jaeggi: Mit unserer Testform kann jeder Druckdienstleister überprüfen, ob er in der Lage ist, PDF/X-Daten korrekt auszugeben. Das geschieht ohne viel Aufwand, da wir die wichtigsten Problembereiche mit acht Testfeldern auf zwei A4-Seiten abdecken.

Was sind dabei die Knackpunkte?

Wir testen mit der Form die PDF-Kompatibilität, wobei PS Level 3 vorausgesetzt wird. Kritische Punkte sind vor allem die Interpretation von Farbverläufen (Smooth Shades), die Unterstützung von komplexen Farbräumen (Device-N), das Überdrucken von CMYK, Sonderfarben und Schwarz und Weiss sowie die Unterstützung von CID-Fonts. Mit Letzteren haben gewisse PostScript-Klone Probleme.

Wie schätzen Sie die Situation ein; wird das Gros der Dienstleister der gra-fischen Industrie die korrekte Ausgabe der Testform problemlos schaffen?

Ich gehe davon aus, dass viele Dienstleister ihre Überraschungen erleben werden. Dies ist in den meisten Fällen nicht so, weil der Workflow technisch nicht den Anforderungen für die korrekte Verarbeitung von PDF/X genügt, sondern weil die Systeme nicht gemäss dem ISO-Standard konfiguriert sind.

Wie ist das möglich?

Die Praxis ist heute leider so, dass bei den Dienstleistern oft fehlerhafte Daten angeliefert werden. Die Workflowlösungen sind nun so konfiguriert, dass fehlerhafte PDF-Daten automatisch korrigiert werden. Ein Beispiel dafür ist das Überdrucken von Weiss: Die gängigen Workflowsysteme gehen in diesem Fall davon aus, dass das weisse Element versehentlich auf «Überdrucken» gesetzt wurde, und korrigieren das Attribut automatisch auf «Aussparen». Früher war das sicher in den meisten Fällen im Sinne des Datenerzeugers. Gerade bei älteren QuarkXPress-Versionen kam es immer wieder zu solchen falsch gesetzten Attributen von weissen Layoutelementen. Kritisch wird es nun, wenn der Erzeuger eine PDF-Datei liefert, bei der das Weiss tatsächlich überdruckt werden soll. Zum Beispiel, wenn er in InDesign eine weisse Fläche transparent über eine Sonderfarbe legt, um diese partiell aufzuhellen. In diesem Fall ist es natürlich verhängnisvoll, wenn die Sofware des Dienstleisters ungefragt einen vermeintlichen Fehler «korrigiert». Deshalb sind auch die ISO-Spezifikationen ganz klar so formuliert, dass es nicht erlaubt ist, die Überdrucken-Informationen durch das Workflowsystem zu verändern. PDFX-ready will genau diesem Ansatz der Standardisierung zum Durchbruch verhelfen.

Wie wollen Sie dabei sicherstellen, dass solche fehlerhafte Daten jetzt nicht plötzlich zu Problemen führen? Da sie immer automatisch korrigiert wurden, ist man sich der Problematik ja vielleicht gar nicht bewusst. Dann stellt der Dienstleister seinen Workflow gemäss PDFX-ready-Empfehlungen um und ein Auftrag, der früher immer Problemlos lief, geht in die Hosen!

Das ist in der Tat ein kritischer Punkt, an dem aber über kurz oder lang kein Weg vorbeiführt. Und PDFX-ready hat für dieses Problem eine saubere Lösung: Die Daten müssen einer Preflight-Prüfung unterzogen werden, bevor sie in den Ausgabe-Workflow eingespeist werden. Wir haben bei PDFX-ready Prüfprofile für Acrobat entwickelt, die für jedermann kostenlos zugänglich sind. Diese weisen auch zuverlässig auf überdruckende weisse Seitenelemente hin, um bei unserem Beispiel zu bleiben. Idealerweise nimmt schon der Datenerzeuger einen solchen Preflight vor, bevor er die Daten an den Dienstleister weitergibt.

Ein PDFX-ready-kompatibler Workflow hat also recht weit reichende Konsequenzen. Spielen da die Drucksachenauftraggeber als Datenerzeuger mit?

Es heisst tatsächlich Abschied nehmen von vielen alten Gewohnheiten! Was wir jetzt erleben, ist ein Wandel vom Druckgewerbe zur Publishingindustrie. Die damit verbundenen industriellen Prozesse erlauben es nicht, dass vermeintliche Fehler stillschweigend korrigiert werden. Mit diesem Eintreten für standardisierte Prozesse rennen wir von PDFX-ready bei den Drucksachenauftraggebern offene Türen ein. Es laufen verschiedene Projekte mit Auftraggebern, die künftig von ihren Drucksachenlieferanten eine ausgewiesene PDF/X-Kompatibilität oder gar PDFX-ready-Zertifizierung verlangen werden. Sehr weit fortgeschritten ist eine solches Projekt zum Beispiel bei den Parlamentsdiensten der Bundesverwaltung.

Wer hier nicht mittut, steht also schon bald im Abseits?

An der Standardisierung führt kein Weg vorbei und im Bereich der Druckvorstufe ist da PDF/X klar gesetzt. Ich empfehle jedem Druckdienstleister, die Sache jetzt proaktiv in die Hand zu nehmen und das PDFX-ready-Output-Zertifikat zu erlangen, bevor ihn die Kunden dazu drängen.

Wie geht ein Dienstleister konkret vor, der jetzt die Testform ausgibt und sieht, dass sein Workflow nicht PDF/X-kompatibel ist?

Wenn er selbst nicht mehr weiterkommt, sollte er sich an den Lieferanten seiner Workflowlösung wenden. Dieser sollte ihm weiterhelfen können.

Ist denn die PDFX-ready-Testform für die Lieferanten ein Begriff, sodass sie entsprechende Anliegen ihrer Kunden auch ernst nehmen?

Die meisten Schweizer Lieferanten und Systemintegratoren sind als Partner aktiv bei PDFX-ready engagiert und werden ihre Kunden nach Kräften bei der Zertifizierung unterstützen. Und dann ist es wichtig, zu wissen, dass PDFX-ready und die Testform nicht ein «Schweizer Sonderzüglein» darstellen. Wir arbeiten sehr eng mit der Ghent PDF Workgroup (GWG) zusammen. So bin ich als Vertreter von PDFX-ready in diesem Gremium mit dabei und habe aktiv an der Entwicklung der GWG Output Testsuite mitgearbeitet, auf der jetzt auch die PDFX-ready-Testform basiert. Bei der Ghent PDF Workgroup sind wiederum alle namhaften Hersteller von Workflowlösungen und CTP-Systemen engagiert, sodass unsere Output-Zertifizierung sehr breit abgestützt ist. Damit wird es sich kein Anbieter erlauben können, seine Workflowlösung nicht PDFX-ready-kompatibel hinzukriegen.

Wir haben jetzt sehr viel über die technischen Anforderungen an die Infra-struktur gesprochen. Nun ist eine Workflowlösung aber nur so gut wie die Menschen, die dahinterstehen. Wie will PDFX-ready in diesem Bereich einen Qualitätsstandard sicherstellen?

Ich stimme Ihnen da voll zu: Neben der Infrastruktur ist das Know-how der Mitarbeiter von entscheidender Bedeutung für einen pannenfreien PDF-Workflow. PDFX-ready bietet daher Mitarbeitern von PDFX-ready-Mitgliederfirmen eine Experten-Zertifizierung an. Dafür sind bei einem Online-Test 12 von 16 Fragen richtig zu beantworten. Auf diese Weise können Dienstleister sicherstellen, dass ihre Mitarbeiter über das nötige Rüstzeug für einen sicheren und effizienten Workflow im Sinne von PDFX-ready verfügen.

Herr Jaeggi, wir danken Ihnen für das Gespräch und wünschen Ihnen und PDFX-ready für die Zukunft viel Erfolg!

Kasten: Exklusiver Event für Mitglieder

Zu den Vorteilen einer Mitgliedschaft bei PDFX-ready gehört neben der Zertifizierung und einem Newsletter auch das Privileg, beim jährlich stattfindenden Club­anlass eingeladen zu sein. Dieser findet dieses Jahr am 27. Juni ab
17 Uhr bei der NZZ in Schlieren statt. Dort wird auch die neue Output-Testform ein Thema sein: Stephan Jaeggi wird dazu Rede und Antwort stehen. Nach dem Seminarteil steht eine offene Diskussion mit Vertretern von Adobe auf dem Programm. Nach dem Apéro werden Interessierte Gelegenheit haben, an einer Führung durch die Druckerei der NZZ teilzunehmen.
Dieser Event ist exklusiv Mitgliedern von PDFX-ready vorbehalten. Ein Grund mehr also, sich unter www.pdfx-ready.ch gleich als Mitglied anzumelden. Der Jahresbeitrag beträgt Fr. 250.– für Firmen und Fr. 85.– für Einzelpersonen.